Elizabeth Holmes: Die Geschichte eines Betrugsskandals
Das medizinische Start-up Theranos versprach eine Revolution in der Bluttest-Technologie – die Realität sah jedoch anders aus. Statt zuverlässiger Ergebnisse erhielten Kunden fehlerhafte Diagnosen und Investoren verzeichneten finanzielle Verluste. Erfahren Sie bei uns die gesamte Geschichte des Betrugsskandals rund um den "Theranos-Fall".
Die Geschichte von Elizabeth Holmes
Die Geschichte von Elizabeth Holmes und ihrem Unternehmen Theranos gewährt Einblicke in die dynamische Welt des Silicon Valley, wo Innovation und Ehrgeiz eng miteinander verbunden sind. Bereits mit 19 Jahren legte Holmes den Grundstein für ihr visionäres Unternehmen Theranos. Ihr Ziel, die Labormedizin durch schnelle und minimalinvasive Bluttests zu revolutionieren. Trotz einigen Herausforderungen, die im Silicon Valley auf sie warteten, wurde sie bereits mit 31 Jahren als vielversprechendes Talent gefeiert. Doch das strahlende Image von Holmes begann langsam zu bröckeln: einige Whistleblower am Arbeitsplatz und ein hartnäckiger Journalist enthüllten die dunklen Geheimnisse von Theranos. Sie fanden heraus, dass sich mehr als 200 angepriesene Bluttests als Illusion herausstellten, während Diagnosen wie Diabetes oder Krebs völlig falsch waren. Durch die Bluttests wurden sowohl Patienten als auch Investoren getäuscht, was Vertrauen und Glaubwürdigkeit kostete. Im Januar 2022 wurde Holmes wegen Betrugs und Verschwörung vor Gericht schuldig gesprochen. Sie sitzt nun in Haft, die sie im April antreten musste. Das traf die einst strahlende Figur des Technologiebereichs schwer. Heute wird dieser Fall als Warnung an das Silicon Valley betrachtet: In einer Ära der Transparenz und Verantwortlichkeit werden Führungskräfte, die mit übertriebenen Versprechungen jonglieren, ernsthafte Konsequenzen tragen müssen.
Die Vision
Die Vision, Bluttests zu revolutionieren
Im Jahr 2003 hatte Elizabeth Holmes, während sie an der Stanford University studierte, eine bahnbrechende Idee. Aus dieser Inspiration heraus entwickelte sie ein Pflaster, das nicht nur winzige Blutproben für Krankheitstests nehmen kann, sondern gleichzeitig auch Antibiotika abgeben kann, um Krankheiten zu behandeln. Die Zukunft auf dem Campus schien für sie vielversprechend. Sie setzte alles auf eine Karte und reichte die erforderlichen Unterlagen ein und sicherte sich so das Patent für ihre innovative Idee.
Die Gründung von Theranos
Aus dem Wunsch nach Innovation gründete Elizabeth Holmes Theranos – ein Unternehmen, das die Spielregeln der Medizin neu schreiben wollte. Schluss mit der umständlichen Prozedur, bei der Patienten viele Röhrchen Blut für einen Test abgeben mussten. Stattdessen sollten ein paar kleine Tropfen Blut reichen, um nach Anzeichen von Cholesterin, Diabetes, Krebs und anderen Krankheiten zu suchen. Die Probenentnahme sollte für die Patienten so einfach wie möglich sein und funktioniert mit einem speziellen Stift, der so ähnlich ist wie das Gerät, das Diabetiker für Blutzuckermessungen verwenden. Der eigentliche Star der vermeintlich revolutionären Idee war das Laborgerät "Edison", das die Proben untersuchte und als die Zukunft der Diagnostik galt.
Zielsetzung von schnellen und minimalinvasiven Bluttests
Durch die neue Methode sollten die Bluttests nicht nur einfacher, sondern auch schneller und vor allem günstiger werden. Das bedeutet, dass Patienten nicht nur die unangenehme Prozedur der herkömmlichen Bluttests vermeiden, sondern auch viel Geld sparen konnten.
Andere große Firmen in der Gesundheitsbranche, wie Labcorp und Quest Diagnostics, hatten plötzlich eine starke neue Konkurrentin. Sie brachte nicht nur eine neue Technologie, sondern auch eine milliardenschwere Vision mit. Die Marktführer brauchten mehrere Tage, um Bluttestergebnisse zu liefern, während Holmes' Methode viel schneller war. Ihre Idee versprach also ziemlich hohe Profite.
Aber wie so oft in der Welt der Geschäfte, nahm die Geschichte unerwartete Wendungen.
Unternehmen aus dem Gesundheitswesen setzen auf die Hintbox
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Der Aufstieg von Theranos
Elizabeth Holmes verließ die Stanford University und nutzte das Ersparte ihrer Eltern, um den Grundstein für das Start-Up Theranos zu legen. Sie konnte sogar ihren ehemaligen Stanford-Professor, Channing Robertson, für ihre Vision gewinnen, der das erste Mitglied ihres exklusiven Verwaltungsrats wurde. Diese Verbindung öffnete die Tür zu großen Risikokapitalgebern. Bis Ende 2004 konnte die Gründerin so stolze 6 Millionen US-Dollar Kapital einsammeln.
Im Jahr 2015 ging Theranos eine Partnerschaft mit der renommierten amerikanischen Drogeriekette Walgreens ein. Das Ziel: die revolutionären Bluttests in über 40 ihrer Filialen anzubieten. Holmes versprach, dass die Bluttests bald innerhalb eines Umkreises von fünf Meilen von jedem amerikanischen Haushalt verfügbar sein würden – ein Versprechen, das die Welt begeisterte.
Als gefeierte Visionärin und Medienstar war die Theranos Gründerin auf sämtlichen Covern amerikanischer Zeitschriften wie der „Fortune“, „Forbes“ und „Inc“ zu sehen. Ihr Unternehmen wurde 2015 mit rund 9 Milliarden US-Dollar bewertet und galt zudem als jüngste Selfmade-Milliardärin der USA.
Die Verbündeten
In ihrem Vorhaben hatte Elizabeth Holmes einen mächtigen und einflussreichen Kreis an Unterstützern. Experte für Bio-Engineering und Stanford-Professor Channing Robertson war dabei einer ihrer ersten und wichtigsten Förderer. In ihren Studienjahren arbeitete Holmes in seinem Labor und er wurde ihr Mentor. Wenig später agierte Robertson als das erste Vorstandsmitglied und verhalf Theranos zu einer wissenschaftlich glaubwürdigen Außendarstellung. Es bleibt unklar, ob er über die technischen Probleme, die den Bluttests zugrunde lagen, informiert war. Er verteidigte Holmes jedoch gegen kritische Nachfragen und Zweifel an der Effektivität der Technologie.
Einer der Vorstandsmitglieder des Medizin-Start-Ups war auch der ehemalige US-Außenminister George Shultz. Durch seine Beziehungen wurde der Vorstand von Theranos in den folgenden Jahren mit weiteren einflussreichen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft erweitert. Darunter zählen unter anderem der frühere Außenminister Henry Kissinger, der ehemalige Verteidigungsminister William Perry sowie der ehemalige CEO der Wells Fargo Bank, Richard Kovacevich.
Auch an Investoren fehlte es dem Startup von Holmes nicht: Die Walmart-Gründer-Familie Walton investierte 150 Millionen Dollar und Medienmogul Rupert Murdoch 120 Millionen Dollar. Mit dem Zusammenbruch des Startups verloren sie alle ihr Investment.
Die Illusion bröckelt
Hinweise auf erste Probleme und Zweifel
Im Jahr 2009 trat Ramesh "Sunny" Balwani Theranos bei und übernahm die Verantwortung für das Tagesgeschäft. Er hatte keinerlei Erfahrung in der Biomedizin und war im Bereich der Technologie-Startups noch völlig unerfahren. Es wurde schnell deutlich, dass er die komplexen Prozesse und Technologien im Labor nicht verstand. Schließlich stellte sich heraus, dass Holmes und ihr Geschäftspartner Ramesh Sunny Balwani in einer geheimen Beziehung waren, die vor der gesamten Belegschaft und dem Vorstand verheimlicht wurde.
Theranos behauptete, mit nur wenigen Tropfen Blut eine Vielzahl von Tests zur Erkennung von Krankheiten, wie zum Beispiel Diabetes oder Krebs, durchführen zu können. Die "Edison"-Maschine, die für diese Tests entwickelt wurde, erfüllte jedoch nicht die gemachten Versprechungen. Sie lieferte stattdessen unzuverlässige oder völlig falsche Ergebnisse. Um die beworbenen Tests durchführen zu können, kaufte das Unternehmen dann heimlich Fremdgeräte von Siemens, was vor Patienten, Geschäftspartnern und Investoren verschwiegen wurde. Eine FDA-Inspektion im Jahr 2015 deckte schließlich Mängel bei den Tests auf, die von Theranos jedoch erst Wochen später eingestanden wurden.
Das Laborpersonal von Theranos hat immer wieder auf die Probleme mit der "Edison"-Maschine hingewiesen und sie in Fehlerberichten dokumentiert. Diese Hinweise wurden jedoch von der Betriebsleitung komplett ignoriert. Anstatt nach Lösungen für die Probleme zu suchen, wurden die richtigen Daten aus den Testergebnissen ausgewählt und die Auswertung fortgesetzt, während die unzuverlässigen Ergebnisse einfach ignoriert wurden.
Whistleblower und journalistische Untersuchungen
Im Jahr 2013 schloss sich Tyler Shultz dem Team an, begeistert von der visionären Idee. Schnell stieß er jedoch auf seltsame Unregelmäßigkeiten bei den Testergebnissen. Anstatt auf offene Ohren zu stoßen, entdeckte er, dass die interne Statistikabteilung Berichte über die fehlerhaften Ergebnisse führte, diese aber später manipulierte. Ihm fiel auf, dass niemand so recht verstand, wie das hochgelobte "Edison"-Gerät eigentlich funktionierte. Selbst Inspektoren wurde der Zugang zu den Laboren verweigert, in denen die „Edison“-Maschinen angeblich arbeiteten. Die Bluttests liefen dort nämlich nicht durch Theraons‘ Geräte, sondern durch Fremd-Equipment.
Erika Cheung begann im selben Jahr bei dem Startup zu arbeiten und war zwischen 2013 und 2014 ein halbes Jahr als Laborassistentin angestellt. Sie bemerkte, dass fehlerhafte Testergebnisse systematisch vertuscht wurden. Schließlich ließ sie ihr eigenes Blut von einer Theranos-Maschine testen. Anders als konventionelle Tests, zeigte das Ergebnis einen Vitamin-D-Mangel an. Als sie Balwani darüber informierte, wurde ihre Kompetenz angezweifelt. Beunruhigt über die Vorgänge im Unternehmen, kündigte sie schließlich. Doch dann begann das Drama: das Unternehmen schikanierte Cheung, indem sie mehrere Privatdetektive auf sie ansetzten.
Auch Shultz machte intern auf die Probleme aufmerksam und versuchte, mit Holmes darüber zu sprechen, wurde jedoch desinteressiert abgewiesen. Ein zweites Gespräch wurde ihm verwehrt, stattdessen sollte er seine Beobachtungen in einer E-Mail zusammenfassen. Die Antwort kam jedoch nicht von Holmes selbst, sondern von ihrem Partner Balwani, der ihm einen Brief voller Beschimpfungen und Drohungen schickte. Shultz wandte sich daraufhin an seinen Großvater, George Shultz, einen ehemaligen US-Außenminister und Vorstandsmitglied des Unternehmens, der ihm riet, den Job unter einem Vorwand zu kündigen.
Die Situation verschärfte sich, als die Anwälte der Firma alles daransetzten, Tyler Shultz zur Unterzeichnung einer Geheimhaltungsvereinbarung zu bewegen. Doch Tyler Shultz blieb standhaft und lehnte ab. Auch Cheung wurde von den Firmenanwälten massiv unter Druck gesetzt.
Enthüllung von fragwürdigen Praktiken
Das Jahr 2015 markierte einen Wendepunkt im Drama. Erika Cheung beschloss, nicht länger zu schweigen. Sie griff zum Stift und und Papier und verfasste einen Brief – dieser ging direkt an die Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS), die mächtige Regulierungsbehörde. Damit löste sie eine Kettenreaktion aus, die das Unternehmen aus dem Schatten ins grelle Licht der Öffentlichkeit katapultierte.
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Betrug und Konsequenzen
Die CMS ergriff daraufhin die Initiative und führte eine unangekündigte Inspektion der Theranos-Labore durch, bei der zahlreiche Verstöße ans Licht kamen. Parallel dazu suchte Tyler Shultz nach einem anderen Weg, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sein Weg führte ihn direkt zum Reporter John Carreyrou vom Wall Street Journal. Durch die Kombination von Shultz' Insiderwissen und Carreyrous eigenen Recherchen wurde im Oktober 2015 ein bahnbrechender Artikel veröffentlicht. Dieser Artikel deckte auf, dass nicht einmal die eigenen Maschinen für die hochgelobten Bluttests verwendet wurden und dass das als "Edison" bezeichnete Gerät alles andere als zuverlässige Ergebnisse lieferte. Die Vorwürfe wurden von Theranos als falsch abgewiesen, woraufhin Carreyrou und Shultz mit Klagen drohten.
Täuschung der Investoren und Auswirkungen auf das Vertrauen
Die Drogeriekette Walgreens setzte die Zusammenarbeit mit dem Startup vorübergehen aus und die einst vielversprechende Partnerschaft geriet ins Wanken. Nachdem Probleme mit unzuverlässigen Ergebnissen bei einem Blutverdünner-Test aufgetaucht sind, hat die staatliche Aufsichtsbehörde CMS im Januar 2016 eine Warnung ausgesprochen. Nur drei Monate später haben Strafverfolgungsbehörden und Finanzaufsicht gegen das Startup ermittelt.
Walgreens und andere Partner haben daraufhin Klage eingereicht. Im Juni 2018 wurden Anklagen gegen Elizabeth Holmes und Balwani von den kalifornischen Strafverfolgungsbehörden erhoben. Ein paar Monate später musste das Unternehmen endgültig schließen.
Das Gerichtsverfahren
Am 31. August 2021, genau drei Jahre nach dem Ende des Medizin-Startups, begann in Kalifornien der Prozess gegen die Gründerin Elizabeth Holmes. Sie wurde von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, Anleger und Patienten vorsätzlich getäuscht zu haben. Von den über 200 beworbenen Bluttests konnten die hauseigenen "Edison"-Geräte nur sehr wenige durchführen. Zudem lieferten sie keine genauen Ergebnisse.
Auch ihr Ex-Freund und früherer Geschäftspartner Balwani wurde angeklagt und in mehreren Fällen wegen Betrugs schuldig gesprochen. Im Juli 2022 wurde er wegen Betrugs gegenüber Investoren zu 13 Jahren Haft verurteilt, verbunden mit einer dreijährigen Bewährungszeit.
Falsche Diagnosen und getäuschte Patienten
Zwei auffällige Beispiele für falsche Testergebnisse bei Theranos betrafen zwei Frauen. Eine wurde fälschlicherweise als HIV-positiv diagnostiziert, was später durch weitere Bluttests widerlegt wurde. Die andere Frau hatte in der Vergangenheit Fehlgeburten erlebt und erhielt während ihrer Schwangerschaft des Medizin-Start-Ups falsche Testergebnisse, die zeigten, dass sie ihr Kind erneut verloren hatte. Es stellte sich später heraus, dass der Test fehlerhaft war, denn sie brachte ein gesundes Baby zur Welt. Interne E-Mails bestätigten auch, dass das Unternehmen bei Besuchen von Investoren oder Geschäftspartnern falsche Ergebnisse durch den Einsatz eines modifizierten Demo-Geräts verschleierte oder die Testergebnisse vor ihnen geheim hielt.
Die Verurteilung
Während des Kreuzverhörs versuchten Holmes' Anwälte wiederholt, die Geldgeber der Profitgier zu beschuldigen, indem sie behaupteten, sie hätten nicht ausreichend Recherchen über das Startup durchgeführt. Sie wurde dazu gezwungen, E-Mails und Textnachrichten zwischen ihr und ihrem Ex-Partner vorzulesen, in denen Probleme bei Theranos diskutiert wurden. Die Staatsanwaltschaft hingegen versuchte zu beweisen, dass Holmes trotz der Verteidigungsbehauptungen sehr wohl wusste, was in ihrem Unternehmen alles schief lief.
Im November 2022 wurde Holmes zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt, was deutlich härter ist, als die von ihren Anwälten beantragten 18 Monate Hausarrest. Zur Haftstrafe kommen zudem eine Entschädigungszahlung in Höhe von 452 Millionen Dollar hinzu. Trotz der Geburt ihres zweiten Kindes im vergangenen Jahr beantragte Holmes, während sie gegen ihre Verurteilung Berufung einlegte, auf freiem Fuß zu bleiben. Dieser Antrag wurde jedoch von einem Bundesrichter abgelehnt, weshalb sie ihre elfjährige Haftstrafe am 27. April 2023 antreten musste. Vor dem Gang in das Gefängnis musste sie sich von ihren beiden Kindern verabschieden: Einen Sohn, der im Juli 2021 wenige Wochen vor Beginn ihres Prozesses geboren wurde, und eine drei Monate alte Tochter.
Die Warnung und Lehren für das Silicon Valley
Die Strafverfolgung in Fällen von Wirtschaftskriminalität ist in den USA eine Herausforderung. Das Urteil des Gerichts sendet jedoch eine klare Botschaft an das Silicon Valley: Gründer sollten zukünftig vorsichtiger sein, wenn sie die Versprechen ihrer Unternehmen bewerben. Führungskräfte, die Investoren getäuscht haben, werden in Zukunft mit nachdrücklichen Konsequenzen rechnen müssen.
Die Lehren
Bedeutung von Transparenz und Verantwortlichkeit
Erika Cheung und Tyler Shultz fanden sich in der Rolle von Whistleblowern wieder, als ihre Stimmen innerhalb des Unternehmens nicht ernst genommen wurden. Cheung unternahm den mutigen Schritt, sich an Ramesh "Sunny" Balwani, die Nummer zwei im Unternehmen zu wenden, um darauf aufmerksam zu machen, dass Theranos' Umgang mit fehlerhaften Testergebnissen nicht wissenschaftlichen Standards entsprach. Statt jedoch ihre Bedenken ernst zu nehmen, wurde ihre Kompetenz in Frage gestellt – ein frustrierender Rückschlag. Als die Realität nicht mit ihrer Vision übereinstimmte, verließ sie das Unternehmen. Daraufhin wurde ihr mit rechtlichen Schritten gedroht
Tyler Shultz hingegen wandte sich direkt an die Firmengründerin Elizabeth Holmes. Er versuchte, seine Bedenken über die veränderte Ausrichtung des Unternehmens schriftlich zu formulieren. Obwohl das Unternehmen mit klaren Beweisen für Fehlverhalten konfrontiert wurde, leitete es keine Untersuchung ein. Stattdessen reagierte das Medizin-Startup mit Vorhaltungen und Repressalien. Balwani, einst ein mächtiger Akteur im Hintergrund, ließ seiner Unzufriedenheit in einer beleidigenden und bedrohlichen E-Mail an Shultz freien Lauf.
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Die Konsequenzen für Gründer und Führungskräfte
Hier zeigt sich eine Schwachstelle, die jedes Unternehmen treffen kann: das Untergraben einer ehrlichen Austausch- und Kommunikationskultur. In einer solchen Atmosphäre können Mitarbeiter Probleme und Missstände nicht ansprechen, ohne befürchten zu müssen, dass ihre Stimme unbeachtet bleibt. Eine robuste Kommunikationskultur, gestützt auf Instrumente wie eine Whistleblower-Hotline oder digitale Plattformen, könnte vor dem schützen, was bei Theranos ans Licht kam.
Fazit
Zusammenfassung der Hauptpunkte des Blogbeitrags
Elizabeth Holmes gründete das Unternehmen mit der Vision, die Labormedizin durch schnelle und minimalinvasive Bluttests zu revolutionieren. Anfangs wurde ihr mutiger Schritt gefeiert: sie galt als vielversprechendes Talent im Technologie- und Medizinbereich. Doch die Illusion bröckelte, als Whistleblower und Journalisten die dunklen Geheimnisse des Unternehmens aufdeckten. Die über 200 beworbenen Bluttests erwiesen sich als Illusion. Die Folgen: Diagnosen von schwerwiegenden Krankheiten wurden falsch gestellt. Patienten und Investoren wurden getäuscht, was Vertrauen und Glaubwürdigkeit kostete. Im Januar 2022 wurde Elizabeth Holmes wegen Betrugs und Verschwörung schuldig gesprochen. Im April 2023 hat sie ihre 11 Jahre lange Haft angetreten.
Was kann man aus der Geschichte lernen?
Dieser Fall dient als Warnung für das Silicon Valley und betont die Konsequenzen von übertriebenen Versprechungen. Er unterstreicht die Bedeutung von Transparenz und Verantwortlichkeit, was die Einführung des Hinweisgeberschutzgesetzes umso wichtiger macht. Der Fall Theranos verdeutlicht, wie das Fehlen einer offenen Kommunikationskultur und die Missachtung von Mitarbeiterbedenken zu einem dramatischen Niedergang eines Unternehmens führen können.